Piratenmeer wird saniert

In der letzten Gemeindevertreter-Sitzung wurde folgendes auf den Weg gebracht: Das Büsumer Erlebnisbad am Hauptstrand wird ab Sommer 2019 ertüchtigt. Die Kosten dafür sind hoch. Sehr hoch. Derzeit werden die Umbaumaßnahmen auf 20,33 Millionen Euro brutto beziffert. Ein zweites öffentliches Schwimmbad in Büsum halten wir für nicht notwendig. Die große Mehrheit unserer Gemeindevertretung teilt diese Ansicht. Alles andere wäre unüberlegt, unrealistisch und deutlich teurer.

Bevor Sie jetzt, bewegt und betroffen von einer enormen Umbaumaßnahme, denken „die spinnen doch“, möchten wir Sie/Euch mitnehmen in unsere umfassenden Überlegungen, die letztlich zu der einstimmigen Entscheidung von SPD, FWB und FDP geführt haben: Ja, die Planung zum Umbau des Büsumer Piratenmeeres soll fortgeführt werden. Mit Förderungen für gesonderte Maßnahmen zwischen 50 und 80 Prozent ist zu rechnen.
Weitere Anträge aus anderen Fraktionen lagen zur Abstimmung nicht vor.

  1. Der Trend in Deutschland ist katastrophal: Seit 2002 wurden von bundesweit 7784 Schwimmbädern rund 1300 geschlossen. DLRG und Bildungsministerien warnen bereits vor den Folgen. Diesen Trend werden und wollen wir nicht fortschreiben. Büsum braucht weiterhin sein zeitgemäßes öffentliches Erlebnisbad. Für seine Bürger. Für seine Gäste. Für jedes Alter.
  2.  Büsum boomt und steht als Tourismusstandort an fünfter Stelle in SH. Fakt ist auch: Nur attraktive und zentral gelegene Erlebnisbäder mit großzügigen Schwimmbecken, Saunalandschaft, Whirlpools und angrenzender Gastronomie können auf gute Besucherzahlen zurückgreifen. Dass eine Saunalandschaft im separaten Gebäude nicht die Besucherzahlen erreicht, haben wir beim Vitamaris gelernt. Verfügt das Schwimmbad wie unser „Piratenmeer“ jedoch zusätzlich noch über den Blick aufs Meer, werden andere Städte ganz neidisch. Zum Vergleich: In Kiel hat man drei Bäder wegen zu wenig Besuchern geschlossen, um eins direkt an der Hörn mit Blick aufs Wasser zu bauen. Die Experten weisen sogar ausdrücklich darauf hin, dass das Büsumer Piratenmeer „mustergültig“ sei. Zitat: „Jede Verlagerung an einen anderen Ort im Gemeindegebiet kann demgegenüber nur eine qualitative Verschlechterung darstellen.“
  3.  In Sachen Wirtschaftlichkeit ist die direkte Anbindung an ein Hotel sinnvoll. Es sorgt für zusätzliche Besucher und damit für mehr Auslastung. Positives lässt sich in diesem Zusammenhang in St. Peter Ording (Dünentherme/ Hotel „Strandgut“) feststellen und war ein Grund, weshalb dem „Lighthouse“ seitens der Gemeinde Büsum untersagt wurde, ein Schwimmbad im Hotel zu integrieren. Der städtebauliche Rahmenvertrag zwischen dem Hotel „Lighthouse“ und der Gemeinde Büsum wurde entsprechend geschlossen.
  4. Jedes Schwimmbad kommt in die Jahre und verlangt eine Ertüchtigung. Auch das ist normal. Hinzu kommen Wünsche u.a. aus dem Seniorenbeirat, Büsum „barrierefrei“ zu gestalten. Auch ältere und bewegungseingeschränkte Menschen wollen schwimmen. Es ist daher eine wichtige und richtige Forderung, die Umbaumaßnahmen erfordern – diese werden in beachtlicher Höhe gefördert. Ähnlich sieht es mit energetischen Maßnahmen aus, für die es Zuschüsse geben wird. Wichtig zu wissen: Um aktuelle Auflagen zu erfüllen, ist ein Umbau des Piratenmeers, insbesondere mancher Bereiche im Bad innerhalb der nächsten vier Jahre notwendig. Diese Auflage wollen wir einhalten.
  5. Mit dem Umfang der bevorstehenden Renovierung und den genauen Kosten beschäftigen sich derzeit das Architektenbüro Janßen Bär Partnerschaft mbB. Das Unternehmen hat bereits viele Schwimmbäder und Wellnesszentren überplant, u.a. auf Helgoland, Langeoog, Juist, Borkum sowie Norddeich und kann umfangreiche Projekte mit Fördermaßnahmen aufweisen. Die ersten Pläne von „Janßen Bär“ sind vielversprechend, wobei die genauen Maßnahmen noch nicht verabschiedet wurden und im Detail in den nächsten Sitzungen auf dem Prüfstand stehen.

 

Neu bauen – eine Option?

Ein ganz neues Schwimmbad auf der grünen Wiese klang zunächst verlockend. Das hat aber entscheidende Nachteile: Ein vergleichbarer Neubau an noch unbekannter Stelle wird von den genannten Experten derzeit auf 36 Millionen Euro brutto beziffert, wobei die Erschließung, die Außenanlagen, Parkplätze und Grundstückskosten darin noch nicht berücksichtigt werden. Wird es kleiner und günstiger, treten die oben beschriebenen Probleme auf. Bei einem Neubau ist mit einer Planungsphase von rund acht Jahren zu rechnen – da die Machbarkeitsstudie zur Wirtschaftlichkeit, Wahl und Kauf des Grundstück, der sogenannte F-Plan, L-Plan, B-Plan, Förderanträgen, EU-Ausschreibung der Planer, EU-Ausschreibung der Gewerke etc.ihre Zeit in Anspruch nehmen. Eine Zusage auf öffentliche Förderung gibt es für ein ganz neues Schwimmbad in Büsum derzeit nicht.
Zu Buche schlägt auch die aktuelle Preisentwicklung, die derzeit bei einer Steigerung von 5 Prozent pro Jahr liegt, was die Baukosten zusätzlich in die Höhe treibt. Auch das Badewasser kann teuer werden: Bei einem Neubau wird die Genehmigung zur Entnahme von Meerwasser wohl nicht erteilt (neue Auflagen), das benötigte Frischwasser (Süßwasser) wird auf 100.000 Euro pro Jahr kalkuliert. Ohne Salzwasser im Becken würde der Heilbadstatus der Gemeinde Büsum gefährdet werden.

In eigener Sache: Niemand unserer Vertreter im Gemeinderat und den Fachausschüssen hat sich diese Entscheidung leicht gemacht. Keiner will die Existenz unseres Piratenmeeres riskieren. Viele von uns gehen oft selbst schwimmen oder in die Sauna, andere begleiten Kindergartenkinder sowie Schülerinnen und Schüler zum Schwimmunterricht, trainierten hier mit der Kanu-Gruppe im Winter oder leiten Aqua-Gruppen für Rheuma-Patienten. Unsere politischen Vertreter kennen das Piratenmeer gut und doch standen weitere Ortsbegehungen und interne Beratungen mit Fachleuten häufig auf dem Plan. Zahlen und Zuschüsse wurden intensiv geprüft. Am Ende bleibt es eine gewaltige Summe. Ohne eine gewaltige Förderung wäre es für Büsum nicht denkbar. Wir sind dran, gemeinsam mit der Verwaltung, dem TMS und den politischen Mitstreitern die Maßnahmen so auf den Weg zu bringen, dass die Förderung maximal ausgeschöpft wird und der Anteil für die Gemeinde Büsum so klein wie möglich bleibt.
Ein zweites öffentliches Schwimmbad aber wollen wir nicht.

Herzlich Ihre/ Eure SPD Büsum

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